Joachim Heinrich Campe
Väterlicher Rath für meine Tochter. Ein Gegenstück zum Theophron
(Braunschweig 1789)

Ihr [die Frauen] seid wahrlich nicht dazu bestimmt, nur große Kinder, tändelnde Puppen, Närrinnen oder gar Furien zu sein; ihr seid vielmehr geschaffen - o vernimm deinen ehrwürdigen Beruf mit dankbarer Freude über die große Würde desselben! - um beglückende Gattinnen, bildende Mütter und weise Vorsteherinnen des innern Hauswesens zu werden. [...] Das Erste und Nöthigste, was ich dir, wofern du selbst es nicht schon längst bemerkt haben solltest, hier zu vermelden habe, ist: daß das Geschlecht, zu dem du gehörst, nach unserer dermahligen Weltverfassung, in einem abhängigen und auf geistige sowol als körperliche Schwächung abzielenden Zustande lebt, und so lange jene Weltverfassung die nämliche bleibt, nothwenidg leben muß. Das ist jetzt freilich keine angenehme, aber nöthige Nachricht, die ich, wenn ich zu deinem großen Schaden dich nicht täuschen wollte. dir nich verheelen durfte.

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