Zitate & Fundstücke
(in bunter Auswahl und in chronologischer Reihenfolge; wird fortgesetzt...)

Platon: Phaidon (ca 370-390 v. Chr.)

[Sokrates:] Ich gelange immer mehr zu der Überzeugung, [...] dass die Erde etwas gewaltig Großes ist und dass wir vom Phasis bis zu den Säulen des Herakles nur in einem kleinen Teil von ihr wohnen, rings um das Meer, so wie Ameisen oder Frösche um einen Tümpel herum, während noch viele andere anderswo an vielen ähnlichen Orten hausen.

Paulus Orosius: Beschreibung der bekannten Welt (ca. 410)

[...] Unsere Vorfahren haben den ganzen mit dem Streifen des Ozeans ringsumgebenen Erdkreis dreigeteilt. Sie nannten seine drei Teile Asien, Europa und Afrika, obschon einige glaubten, es seien nur zwei, nämlich Asien und dann das zu Europa zu rechnende Afrika. Asien, an drei Seiten vom Ozean umringt, erstreckt sich über den ganzen Osten, Es berührt nach Westen gewandt auf seiner rechten Seite das am Nordpol beginnende Europa, auf der Linken lässt es Afrika liegen. Vor Ägypten aber und Syrien befindet sich unser Meer, das wir allgemein das Große nennen. Europa beginnt, wie ich gesagt habe, im Norden am Tanais [=Don], dort, wo er in den vom Sarmatischen Ozean abgewandten Rihäischen Bergen entspringt. [...] Europa hat in Spanien den westlichen Ozean als Grenze. Genau dort sieht man bei den Inseln von Gades [=Cadiz] die Säulen des Herkules; dort ergießen sich die Fluten des Ozeans in den Zugang zum Tyrrhenischen Meer. [...]
Und nun werde ich mit der Feder Europa durchlaufen, soweit es den Menschen bekannt ist. Es beginnt in den Rihäischen Bergen [=Skythien, russische Ebene], am Flusse Tanais [=Don], und den im Osten gelegenen Mäotischen Sümpfen. Entlang der Küste des nördlichen Ozeans setzt es sich fort bis zum belgischen Gallien und zum Rheinfluss, der von Westen herabkommt, weiter bis zur Donau, die auch Isther genannt wird und sich von Süden nach Osten wendet, in Richtung auf das Pontus Euxinus [=Schwarzes Meer]. Im Osten Europas liegt das Land der Alanen, in der Mitte das Gebiet der Dakier und Goten und schließlich noch Germanien, das zum großen Teil von den Sueven bewohnt ist. Und all das umfasst vierundfünfzig Nationen.
(aus Paulus Orosius: Die antike Weltgeschichte in christlicher Sicht. Band I. Zürich, München: Artemis 1976, S. 68ff.)

Erasmus von Rotterdam: Querela Pacis undique gentium ejectae profligataeque. Leipzig 1518

Der Engländer ist der Feind des Franzosen aus keinem andern Grunde, als weil er Franzose ist. Der Schotte ist dem Briten feind, aus keinem anderen Grunde, als weil er Schotte ist. Der Deutsche ist dem Franzosen feind, der Spanier, beiden. O Verkehrtheit! Wenn der nichtige Name eines Ortes trennt, warum versöhnen dann nicht eher viele andere Dinge? Du Engländer willst dem Franzosen übel - warum willst du nicht lieber als Mensch dem Menschen wohl? [...] Der Raum trennt nur die Körper, nicht die Geister. Einst trennte der Rhein den Franzosen vom Deutschen; aber er trennt nicht Christen von Christen. Die Pyrenäen trennen die Spanier von den Franzosen, aber sie heben nicht die Gemeinschaft der Kirche auf. Das Meer liegt zwischen Frankreich und England; aber damit ist die Glaubensgemeinschaft nicht aufgehoben.