DAS PROJEKT 8. Klasse Gymnasium
LEHRPLANBEZUG |
Das im Folgenden präsentierte Modell zur Lektürebehandlung von 'Bonsai' ist für ca 14-jährige Schüler konzipiert und findet seine Anwendungsmöglichkeiten demnach zwischen dem Ende der 7. und dem Beginn der 9.Klasse. Das Alter der Jugendlichen deckt sich in diesem Fall mit dem der Hauptfigur 'Bonsai' und dessen Klassenkameraden und Freunden. Dieses 1:1-Verhältnis provoziert einerseits eine bewusste Abgrenzung zum Erzählten an denjenigen Stellen, die den Schülern möglicherweise nicht altersgemäß erscheinen (z.B. Ausdrucksformen) und ermöglicht andererseits eine gute Identifikation mit den im Buch thematisierten Problemen. Die Lektüre und Behandlung des Buchs
ermöglicht also einen intensiven Bezug zu "konkreten
und schülernahen Problemen" (Lehrplan GY, 8.Kl.) und
leistet eine wichtige Voraussetzung für den Rahmen eines
Rollenspiels, das im Mittelpunkt unseres Modells steht. Kann
nun aber ausgerechnet ein im Deutschunterricht bisher kaum eingesetztes
Rollenspiel diejenige Unterrichtsform sein, in welcher die Schüler
ihr Interesse und damit ihre Motivation und Leistungsbereitschaft
so einbringen können, dass erstens sie selbst einen Nutzen
daraus ziehen und zweitens der Lehrauftrag nicht aus dem Blickfeld
gerät? Wir behaupten: Ja! |
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THEMA DES PLANSPIELS:
Schulverweis Bonsais |
In dem im Folgenden dargestellten Rollenspiel soll eine Schulkonferenz vorbereitet und gespielt werden, in der es um die Frage geht, ob Bonsai von der Schule verwiesen werden soll oder sonstige disziplinarische Maßnahmen ergriffen werden müssen. Die Fragestellung könnte je nach Niveau der Klasse konkreter oder weniger konkret gestellt werden. So wäre sowohl: "Soll Bonsai von der Schule verwiesen werden?" wie auch:" Wie verfahren wir mit Bonsai weiter?" möglich. ( Die Formulierung sollte unserer Ansicht nach möglichst offen sein um die Kreativität der Schüler nicht schon im Voraus unnötig einzuschränken.) Die Schüler werden in Gruppen eingeteilt, die den handelnden Personen entsprechen und während der Konferenz von einem Gruppensprecher dargestellt werden sollen. Als handelnde Personen schlagen wir Bonsai, seine Mutter, Frau Kieferstein, einen Klassensprecher, den Schulleiter und den Religionslehrer vor. Ausgearbeitete Rollenprofile finden sich in den unten präsentierten Ausführungen. | |
UNTERRICHTSMODELL Ablauf ALTERNATIVEN |
Kommen wir nun zum konkreten Ablauf dieser Unterrichtseinheit. Vor der eigentlichen Rollenspielstunde wäre eine vorbereitende Sequenz zu Bonsais Schulleben, oder eine Hausaufgabenstellung, welche dem Schüler diesen Teil des Buches noch einmal genauer vergegenwärtigt, sehr sinnvoll. Voraussetzung für eine sinnvolle Durchführung der Rollenspielstunde ist eine zusammenhängende, (mindestens) 90-minütige Unterrichtseinheit, die man folgendermaßen einteilen könnte: 10 Minuten für Organisatorisches und die Erklärung des Ablaufs. Hier erfolgt die Einteilung in Gruppen, welche am sinnvollsten durch ein Losverfahren erfolgen könnte. (Es bilden sich auf diese Weise einmal andere Gruppen als die üblichen Freundeskreise, bessere und schlechtere Schüler werden relativ gleichmäßig verteilt und das Verfahren erscheint auch den Schülern als gerecht. Wichtig wäre hierbei, nicht auf Tauschwünsche der Schüler einzugehen.) Außerdem werden in dieser Phase die Materialkarten ausgegeben. Diese bestehen aus Rollenprofilkarten ("im Anhang"), Tischkarten, welche die Gruppen für jeden identifizierbar machen, Namensschilder oder Wimpel für die Konferenz, für die Mutter und eventuell Experten eine Schulordnung und es wären noch weitere Hilfsmittel denkbar. In der zweiten Phase, die ungefähr 20 Minuten umfassen sollte bekommen die Gruppen die Möglichkeit Argumente für ihre Position zu sammeln, eine Taktik zu besprechen, um dann auf eventuelle "Koalitionspartner" zuzugehen. Hier erfolgt auch eine sehr wichtige Identifizierung mit ihrer Rolle. Die nächste Phase wird eine Interaktionsphase. Hier haben die Schüler 10 Minuten Zeit, um auf mögliche "Koalitionspartner" zuzugehen, Anfragen und Anträge zu stellen und informelle Gespräche vor der Konferenz zu führen. Nun folgt die Konferenzvorbereitungsphase. Diese sollte ebenfalls ungefähr 10 Minuten betragen und zum einen dazu genutzt werden, den Raum entsprechend umzugestalten (Konferenztisch, oder etwas offener um auch die anderen Gruppenmitglieder mehr einzubinden. Wichtig ist nur, dass eine gute Diskussionsmöglichkeit besteht.) In dieser Phase bestimmt auch jede Gruppe ihren Gruppensprecher, fasst noch einmal ihre Ergebnisse zusammen und bespricht ein letztes Mal ihre Strategie, die sich ja vielleicht nach der Interaktionsphase verändert hat. Nun folgt die eigentliche Konferenzphase. Hierfür werden 30 Minuten veranschlagt. Der Lehrer kann je nach Bedarf eine moderierende Rolle einnehmen, indem er sich z.B. als Ministerialbeauftragter diese Konferenz neutral anschauen möchte, oder als Journalist als vorurteilsfreies Bild machen möchte. Wichtig ist, dass er je nach Schülerleistung eingreifen kann. Sollte die Klasse sehr gut sein, ist dieses wahrscheinlich gar nicht nötig, sondern einer der Schüler, z.B. der Direktor könnte gleichzeitig die Moderation übernehmen. Diese Runde wird durch ein kurzes Statement jedes Vertreters eingeleitet, wichtig ist hierbei ein Zeitlimit von ca. 2 Minuten pro Redner. Danach wird dann in eine offene Diskussion eingestiegen, in welcher jede Gruppe versucht, ihrem Rollenprofil entsprechend das beste für die eigene Person zu erreichen. Die Konferenz sollte dann in einer Besprechungsphase reflektiert werden. In ca. 10 Minuten sollten erst die Gruppensprecher, dann die Zuschauer ihre Eindrücke wiedergeben und mögliche Fehler ansprechen. Wenn hier noch Zeit bleiben sollte, könnte
man noch eine weitere Feedbackrunde über Rollenspiele im
Unterricht allgemein anschließen. Falls die Besprechung
des Rollenspiels in der Doppelstunde keinen ausreichenden Platz
mehr findet, sollte sie auf jeden Fall in der folgenden Stunde
durchgeführt werden. Es gibt nun noch eine Reihe weitere Erweiterungs- und Modifizierungsmöglichkeiten: So könnte man mit einer Videokamera arbeiten, um eine genauere Analyse des Rollenspiels mit den Schülern durchführen zu können. An einigen Schulen ist es vielleicht möglich die Klasse zu teilen, mit kleineren Gruppen zu arbeiten und die unterschiedlichen Ergebnisse hinterher, ebenfalls mit Video auszuwerten. Bei einer schwächeren Klasse, oder mit Schülern, die sich nicht so recht trauen eine Rolle zu spielen, könnte man mit Beratern auf einer Metaebene arbeiten. In der Konferenz hätte man dann pro Gruppensprecher noch einen Berater, der zwar nicht direkt in das Geschehen eingreifen darf, dem Sprecher aber die Sicherheit bietet, ihn mit Argumente zu beliefern. Außerdem könnte der Lehrer in der Vorkonferenzphase Vorschläge für Lösungsmöglichkeiten an die Gruppen geben. Hierzu haben wir eine Reihe von Impulskarten ausgearbeitet, die der Lehrer den Schülern nach Belieben zustecken kann. ("weiter hinten") Überdies wäre es auch möglich, die Rollen bereits in der vorherigen Stunde zu verteilen und den Schülern somit die Möglichkeit zu geben, Verkleidungen mitzubringen etc.. Dies hätte jedoch in unseren Augen den entscheidenden Nachteil, dass der Überraschungseffekt verloren ginge und die Schüler wahrscheinlich versuchen würden die Gruppenaufteilung durch Los zu verändern. Eine weitere Idee wäre es auch, neben den Gruppen noch Experten einzusetzen (z.B. bei einer Klasse mit 26 Schülern: 6 Gruppen à 4 Personen + 2 Experten). Diese sind "Spezialisten" für einen bestimmten Fachbereich und können in der Konferenz bei Bedarf im Rahmen eines "Experteninterviews" von den einzelnen Personen bzw. dem Moderator zu ihrem Sachgebiet befragt werden. Auch die Mitglieder einer jeden Gruppe, die nicht als Specher ausgewählt wurden, können in die Konferenz eingebunden werden. So können z.B. die Mitglieder der Mutter-Gruppe als Elternbeiratsausschuß eingeschaltet werden, falls das Podium dies wünscht oder der Diskussionsverlauf dies erfordert. So könnte man Spezialisten für die Schulordnung einsetzen, Journalisten für eine Zeitung schreiben lassen oder auch Schulpsychologe benennen. (Sie müssen dann aber natürlich entsprechendes Material erhalten) |
Spieldauer 10 min 20 min 10 min 10 min 30 min 10 min |
ROLLENPROFILE Bonsai Klassensprecher
Frau Kieferstein
Religionslehrer
Schulleiter Mutter Impulskarten |
Die folgenden Rollenprofile beziehen sich
besonders auf die Schulszenen in 'Bonsai' (Kap. 7, S. 58-68;
Kap. 8, S. 75 f; Kap. 21, S. 199-201 und 205-210) Hier sind unsere Vorschläge:
Feste Rollenvorgabe:
Feste Rollenvorgabe:
Feste Rollenvorgabe:
Feste Rollenvorgabe:
Feste Rollenvorgabe:
Feste Rollenvorgabe: Als weitere Materialunterstützung
gibt es nun noch einige Impulskarten, die je nach Bedarf
vom Lehrer eingesetzt werden können, um neue Anregungen
und Ideen zu vermitteln und einer möglicherweise ideenlosen
Gruppe in die Gänge zu helfen. Diese Karten sind inhaltlich
in "legale" und "illegale" Aktionen aufgeteilt
und stellen die Schüler so eventuell noch vor einen kleinen
Gewissenskonflikt, der innerhalb der Gruppe geklärt werden
muss.
a) Hilfsbereitschaft (für Bonsai):
b) Entschuldigung (für Bonsai)
c) Klassenstärkung (für den Direktor/Religionslehrer/Klassensprecher)
d) Ausnutzung (für alle)
a) "Hausaufgabenhilfe" (für
Bonsai) b) Spende (für die Mutter)
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