Fünfte Stunde:


Stundenziel:
  • Rekapitulation der gesamten Romanhandlung
  • Terminus der Intertextualität wird eingeführt
Verlauf:

In Gruppenarbeit sollen die Schüler und Schülerinnen Kapitelüberschrift und -geschehen vergleichend zueinander in Bezug setzen. Eine gesonderte Gruppe befasst sich mit Wolfgang Borcherts Gedicht "Ich möchte Leuchtturm sein", das die Protagonistin Anna anführt, um sich Jonas zu erklären. Das Vorspielen des Songs "Lilly's Daddy's Cadillac" von Mink DeVille rundet die Stunde ab. Die gesamte Unterrichtsstunde soll zwei Vorraussetzungen unterliegen: Zum einen soll sie ausschließlich mündlich bestritten werden, d.h. weder Tafelanschrift noch Hefteintrag noch Ausfüllen von Arbeitsblättern. Die Gruppenarbeit und ihre Präsentation fördert den mündlichen Sprachgebrauch der Schüler und Schülerinnen. Sie üben sich im "Argumentieren, Begründen und Vertreten von Standpunkten" (-> Lehrplan). Zum anderen darf der literaturwissenschaftliche Begriff der Intertextualität nicht theoretisch breitgetreten werden, wenngleich er quasi die unterrichtliche Essenz darstellt, erhellt seine Bedeutung doch ausreichend in der unterrichtlichen Auseinandersetzung mit den Aufgabenstellungen. Beide Bedingungen sind unerlässlich, soll der Unterricht entspannt und handlungsorientiert sein.

1. Schritt

Die Lehrkraft teilt das Arbeitsblatt aus und formiert die Gruppen. Sechs Gruppen bearbeiten Frage 1, eine siebte ausschließlich Frage 2. Die ersten sechs Gruppen behandeln jeweils zwei Kapitel (eine Gruppe wird sich allerdings um drei Kapitel kümmern müssen, sonst geht es nicht auf) Die Zeitvorgabe beträgt 10 min. Das Arbeitsblatt ist so konzipiert, dass die Lehrkraft keine weiteren Vorgaben oder Erklärungen geben muss. Sie kann die Schüler und Schülerinnen beobachten, ihre soziale Kompetenz und Sprachfertigkeit einschätzen, stellt sich aber nichtsdestoweniger für eventuelle Fragen zur Verfügung.

2. Schritt

Ein bzw. zwei Gruppensprecher präsentieren der Klasse ihr Gruppenergebnis und begründen es. Die Zeitvorgabe beträgt 4 min / Gruppe.

3. Schritt

Die Lehrkraft spielt den Song "Lilly's Daddy's Cadillac" von Mink DeVille vor. Die Schüler und Schülerinnen erhalten zum Mitlesen den Songtext sowie einige Angaben zu Willy DeVille. Das Hören des Songs ist mit keinem Arbeitsauftrag verbunden.

Arbeitsblatt I

"Bewusste, intendierte und markierte Bezüge zwischen einem Text und vorliegenden Texten oder Textgruppen" (Broich/Pfister, 1985) werden als Intertextualität bezeichnet. Auch Röhrigs "Letzte Ausfahrt Paradies" weist Intertextualität auf. Seine Kapitelüberschriften, die den Songtiteln bzw. Zitaten aus Songs von Willy DeVille und Mink DeVille entsprechen, korrespondieren mit dem jeweiligen Kapitelgeschehen.

Frage 1:

In welchem Verhältnis stehen dabei Kapitelüberschrift und Kapitelgeschehen? Sind die Kapitelüberschriften passend? Beziehen sie sich auf das gesamte Kapitelgeschehen oder sind sie nur zutreffend für eine Handlungssequenz oder gar gänzlich unmotiviert? Welche Kapitelüberschriften hättet ihr gewählt?

Frage 2

Im zehnten Kapitel zitiert Anna Anfang und Ende ihres Lieblingsgedichts (S.138: Es heißt im vollen Wortlaut:

Ich möchte Leuchtturm sein
in Nacht und Wind-
für Dorsch und Stint,
für jedes Boot-
und ich bin doch selbst
ein Schiff in Not!

Es ist dem Gedichtzyklus "Laterne, Nacht und Sterne" entnommen, der erstmals im Dezember 1946 erschienen ist. Wolfgang Borchert hat es zwischen 1940 und 1945 geschrieben.
Anna benutzt das Gedicht, um "auszudrücken, wie es mir momentan geht" (S.138). Welche Bedeutung hat Borcherts Gedicht für die Romanfigur Anna? In welcher Beziehung stehen Borcherts Gedicht, die Romanfigur Anna und die Überschrift des zehnten Kapitels des Romans? Sie heißt: "She's nobody's fool / She taught me things / That you can't learn in school". Wird eurer Meinung nach Annas Charakter besser durch Borcherts lyrischem Ich oder dem "she" der Kapitelüberschrift beschrieben?

Arbeitsblatt II

Der Song "Lilly's Daddy's Cadillac" ist der LP "Where Angels Fear To Tread" entnommen, die 1985 als fünfte LP der Gruppe Mink DeVille herauskam. Auf den Song wird im Roman in dreifacher Weise referiert. In der Waldseeepisode in Kapitel 3 (S.28f) wird der Songtitel, in Kapitel 9 (S.121) die ersten beiden Strophen des Songs zitiert und die Überschrift des elften Kapitels gibt die beiden letzten Strophen des Songs wieder.

Mink DeVille: Lilly's Daddy's Cadillac

Lilly was standing on the corner
She waited there in front of the store
She waited there for an hour or two
Who knows she may be waited more
But nobody shows
So Lilly's decided she goes
As she rides tonight
In Lilly's daddy's cadillac
Lilly's man's name is Dan
He works in the back of a dirty bookstand
His best friend knows he minds
Oh, but nobody knows his plans
And nobody knows
What Danny boy got to sell
But he rides tonight
In Lilly's daddy's cadillac
What whispering in the dark
You gonna get cought from them
It's not so hard to understand
It's the same old story about to find a man
He tried to get straight
He tried how to learn
But how you gonna do
When people beg to be burnt
Now do a moment about the meeting
But oh, who they gonna meet this time
T heard some got really loud
They pulled a pistol and said:
"Lilly and Danny boy, it's the end of your line".
Now the shots rang clear'
But no-one was able to hear
Lord they died that night
In Lilly's daddy's cadillac

Informationen zu Willy DeVille

Willy DeVille wurde als William Boray am 27.8.1953 in New York geboren. Bekannt wurde er zunächst mit seiner Gruppe Mink DeVille, die als eine der interessantesten Bands der 80er Jahre galten. Bereits nach Erscheinen ihrer ersten LP 1977 wurden Mink DeVille zu Lieblingen der Kritiker, und ihr Leadsänger Willy DeVille wurde mit Mick Jagger, Van Morrison und Lou Reed verglichen. "Willy ist der Prototyp eines Rock'n Roll-Menschen. Seine Stimme ist rau, trocken, aufregend und dreckig, und in ihr schwingt die sinnliche Anmache, die uns Hörer zittern lässt" schrieb der "Musik Express". "Where Angels Fear To Tread" wurde 1985 als vorletzte LP der Band aufgenommen, die Willy zuvor komplett umbesetzt hatte. Da sich der kommerzielle Erfolg jedoch nicht einstellte, entschloss er sich 1986 zu einer Solistenlaufbahn. Sein Solodebüt "Miracle" produzierte und arrangierte Mark Knopfler. Die LP enthielt den Song "Storybook Love", der für einen Oscar im Zusammenhang mit dem Film "The Princess Bride" nominiert wurde. Trotz hervorragender Kritiken blieb seine authentische Rockmusik kommerziell erfolglos. DeVille galt zudem als schwierig. Konzerte oder TV-Termine ließ er platzen, wenn er sich "nicht entsprechend fühlte". Sein Drogenkonsum zwang ihn schließlich zu einer Therapie. Erst 1992 schien sich das Blatt für den "ewigen Verlierer" (Rock World) zu wenden, und 1993 ging er auf Europatournee, bei der der "Meister der Zeremonie" (Musik Express) Publikum und Kritiker begeisterte. Seine LP "Love & Emotion" vom Frühsommer 1996 war wieder eine außergewöhnliche Mischung aus weißem Soul und staubtrockenem Südstaaten-Rock.

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