Vierte Stunde:
Analyse der Beziehung Anna - Jonas


Stundenziel:
  • Vertiefung des Wissens um die zwischenmenschlichen Probleme im Text
  • Vorbereitung der Klassenarbeit
  • Allgemein zugängliche Darstellung dieses Wissens
  • Möglichkeit einer Wiederholung vor der Klassenarbeit
Verlauf:

Als Einstieg lässt der Lehrer noch einmal den ersten Absatz S. 74 vorlesen, in dem Anna erklärt, warum sie Jonas mitgenommen habe.
Danach stellt der Lehrer die Frage, ob diese Darstellung der Wirklichkeit entspräche.
Im Unterrichtsgespräch wird erarbeitet, dass Anna Jonas das erste Buch hindurch als Projektionsfläche ihres künstlichen alter ego "Louise" verwendet, um dieses überhaupt aufrecht erhalten zu können.
Nach diesem Anfangserfolg bereitet der Lehrer eine Tafelanschrift vor, die in Stichpunkten auflistet, welche Elemente innerhalb der Beziehung Jonas - Anna sie aneinander binden.
Natürlich muss erwähnt werden, dass sich diese Elemente je nach Fortschritt der Erzählung verschieben; dieses an der Tafel festzuhalten, wäre allerdings bei weitem zu umständlich.
(Auch die unten stehende Auflistung muss in der praktischen Ausführung sicherlich noch gekürzt werden, ist hier der Verständlichkeit wegen allerdings ausführlicher dargelegt.)
Die Schüler schreiben im Heft mit, um sich später auf die Klassenarbeit vorbereiten zu können.

Jonas:

  • Möglichkeit des Ausbruchs (mental durch Annas ansteckende Sorglosigkeit, körperlich wegen des Wagens)
  • Der Wagen verkörpert gewisse väterliche Attribute und damit die Sehnsucht nach ihm
  • Sexuelle Motive
  • Möglichkeit, den Vater zu besuchen
  • Annas Verständnis für seine Situation
  • Abenteuerlust

Anna:

  • Jonas bietet eine Reflexionsebene für ihr alter ego Louise und hilft ihr somit, dringend benötigte Selbstsicherheit zu ‚synthetisieren'.
  • Begleitung
  • Verständnis
  • Jonas ist ein harmloser Begleiter, vor dem sie keine Angst haben muss

Sowie diese Punkte erarbeitet sind, provoziert der Lehrer die Schüler mit der Frage, ob die Beziehung der beiden im Gesamtkontext überhaupt eine positive Erfahrung sei, nachdem doch die gemeinsame Flucht in jeder Beziehung scheitere.
Es ist angesichts des Alters der Schüler zu erwarten, dass sie durchaus einige Sympathien für die beiden Charaktere empfinden und die Flucht durchaus nachvollziehen können.
Im Optimalfall sollte sich aus dieser Situation eine Diskussion ergeben, in deren Rahmen die positiven und negativen Aspekte der Flucht erarbeitet werden.
Da diese Problematik zuletzt auch Stoff der Klassenarbeit ist, sollte aber darauf verzichtet werden, die Ergebnisse gesondert festzuhalten, um später ein schieres ‚Nachbeten' zu vermeiden.

Als ‚Checkliste' hier noch einmal die wichtigsten Argumente für und gegen die Flucht:

Jonas:

Pro:

  • heilsame Desillusionierung bezüglich seines Vaters
  • er kommt über Susan hinweg
  • geistige Unabhängigkeit
  • er überwindet sein Kindheitstrauma
  • er wird deutlich reifer

Contra:

  • Gefahr
  • rechtliche Schwierigkeiten
  • durch die schockartige Aufklärung über die neue Frau seines Vaters wird jede Möglichkeit zerstört, die Beziehung wieder aufzunehmen

Anna:

Pro:

  • sie lernt Jonas kennen und gewinnt durch ihre Freundschaft die Fähigkeit zur Vertrauensbildung zurück
  • sie hat jemanden gefunden, dem sie ihre Geschichte nicht nur anvertrauen konnte, sondern der ihr auch geglaubt hat, was der Überwindung ihres Traumas sicherlich zuträglich ist

Contra:

  • der ursprüngliche Zweck, ihren Vater zu einem Geständnis zu zwingen, wird völlig verfehlt
  • die Flucht endet für sie in einer juristischen Katastrophe
  • ihre Beziehung zu Jonas hat aller Voraussicht nach keine Zukunft
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